19 | Max Sievers 1884 - 1944

Humanisten im Fokus - Zerstörte Vielfalt
"Freidenker ist aber nur der, wer sein ganzes Wissen und Können als Rüstzeug im Kampfe für die Erlösung der Menschheit aus geistiger Knechtschaft benutzt." Max Sievers
Seit 1922 Geschäftsführer des Vereins der Freidenker für Feuerbestattung, ab 1927 dessen Vorsitzender, gelingt es Max Sievers, den Verein nach und nach vom reinen Bestattungsverein zur politisch-weltanschaulichen Kulturorganisation zu entwickeln. Es ist im Wesentlichen sein Verdienst, dass der Freidenkerverband in der Weimarer Republik zu einer Massenbewegung wird, die finanziell auf soliden Beinen steht.

Ende März 1933 verhaftet, im SA-Gefängnis Papestraße inhaftiert und schwer misshandelt, emigriert Max Sievers sofort nach seiner überraschenden Freilassung im April. Aus Belgien organisiert er Widerstand gegen das NS-Regime. Er gibt diverse Zeitschriften heraus und wird damit zu einer wichtigen Stimme der sozialistischen Emigration. Dabei hilfreich ist die Tatsache, dass er Teile des Verbandsvermögens in weiser Voraussicht bereits vor dem Machtantritt der Nazis ins Ausland geschafft hat.

Max Sievers gehört zu den ersten 33 NS-Gegnern, denen das Regime im August 1933 die deutsche Staatsbürgerschaft entzieht. Nach der Besetzung Belgiens durch deutsche Truppen kann er zunächst in Nordfrankreich untertauchen. Als Max Sievers versucht, an in der Schweiz deponiertes Geld zu gelangen, um seinen Lebensunterhalt zu sichern, fällt er im Juni 1943 der Gestapo in die Hände. Der Volksgerichtshof unter Roland Freisler verurteilt ihn wegen "Vorbereitung zum Hochverrat mit Feindbegünstigung" zum Tode. Am 17. Januar 1944 wird das Urteil im Zuchthaus Brandenburg vollstreckt.
Der katholische Priester Max Josef Metzger, der ebenfalls von der NS-Justiz zum Tode verurteilt wurde, schrieb in einem Brief am 29. August 1943 über seinen Mithäftling Max Sievers: "Wenn ich von meiner Umwelt spreche, so denke ich dabei nicht einmal zuerst an den Vorsitzenden des Deutschen Freidenker-Verbandes, der bis vor ein paar Tagen mein Zellennachbar war. Trotz der weltanschaulichen Kluft, die uns trennte, standen wir uns doch in gegenseitiger Achtung näher als andere. Ich fand in ihm den Charakter, der vornehm und gerecht urteilte und gute Kameradschaft pflegte. Ja, ich möchte irgendwie einen solchen Menschen mehr zur Gemeinde Christi rechnen als so viele Getaufte. Ich habe nicht das Recht, über das jenseitige Schicksal eines Menschen zu urteilen. Jedenfalls ist es mein Glaube, dass verloren im eigentl ichen Sinne, zur Hölle bestimmt, nur ist, wer wider seine Gewissensüberzeugung stand. Wie viele Christen sind da freilich schlechter dran als die 'Heiden'."
Medien
Die humanistische Bewegung Sievers_und_Franz_Kuenstler.jpg (2362x3543, 683 KByte) -- Max Sievers mit dem Vorsitzenden der Freidenkerinternationale Theodor Hartwig, um 1930 (rechts)
Die humanistische Bewegung Sievers_und_Hartwig.jpg (3543x2362, 560 KByte) -- Max Sievers mit dem Vorsitzenden der Berliner SPD Franz Künstler, um 1930 (oben)
Die humanistische Bewegung SieversPortrait.jpg (2362x3543, 1 MByte) -- Sievers, Portrait